Weltweit arbeiten Start-ups und Forschungsteams eng mit den Designabteilungen der Mode- und Automobilindustrie zusammen, um die neusten Innovationen an Lederalternativen voranzutreiben. Für neue Materialien ist es enorm wichtig, auf Unterstützung und Investitionen grosser Marken zählen zu können. Nur so können die innovativen Materialien im grossen Stil auf den Markt gebracht und weiterentwickelt werden. Das Augenmerk der neusten Lederimitate liegt klar auf biobasierten Materialien, die für die Kreislaufwirtschaft entwickelt werden.
Nachstehend drei Beispiele neuer Lederalternativen, die vielversprechend klingen, erste Tests erfolgreich bestanden haben und sich in einigen Jahren ziemlich sicher auf dem Markt etablieren werden.
Lovr von Revoltech, einem Start-up aus Deutschland, das mit Abfällen aus dem heimischen Hanfanbau arbeitet. Lovr steht als Akronym für «lederähnlich, ohne Erdöl, vegan und reststoffbasiert». Das neue Material wird im Labor gezüchtet. Lovr kommt ohne Schichten und Trägermaterial aus, ist zu 100% pflanzlich und somit recycel- und biologisch abbaubar. Das Material ist zum Patent angemeldet. 2025 sollen die ersten mit Lovr überzogenen Autositze auf den Markt kommen.
Zoa der US-amerikanischen Firma Modern Meadow setzt auf Leder aus der Petrischale. Dabei wird ein Verfahren mit dem Protein Kollagen genutzt. Kollagen ist verantwortlich für die Produktion der Haut beim Menschen, aber auch beim Tier. Modern Meadow indes arbeitet vollkommen vegan: Die Kollagen-Herstellung geschieht mittels Fermentationsprozessen mit Hefesporen. Dabei wird die DNA der Hefe aufgebrochen und mit zwei geheimen Enzymen angereichert. Damit das Material haltbar wird, muss es zum Schluss gegerbt werden. Gemäss Modern Meadow wird es möglich sein, das Lederimitat nach kundenspezifischen Wünschen bezüglich Dicke, Farbe, Dehnbarkeit, aber auch Form zu bestellen. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Material nicht mehr unbedingt genäht werden muss. Die einzelnen Teile können auch durch flüssiges Zoa miteinander verbunden werden. Das erste solche Stück, ein T-Shirt aus Zoa, wurde im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. In zehn bis fünfzehn Jahren soll das Material auf dem Markt etabliert sein.
ScobyTec BNC (Bakterielle Nano Cellulose) wird von einem deutschen Forschungsteam entwickelt und ist ein Stoffwechselprodukt von Bakterien- und Hefekulturen, die bei der Fermentation von Kohlehydraten entstehen. ScobyTec BNC ist eine ideale Lederalternative für Turnschuhe und Autositze, da das Material sehr robust, aber trotzdem biologisch abbaubar ist. Lederalternativen aus Bakterien wird eine grosse Zukunft vorhergesagt, es braucht aber noch etwas Zeit, bis das Material marktreif ist. ScobyTec forscht nicht nur an einem nachhaltigen Lederersatz, sondern auch an Biokunststoff und Spezialpapier.